Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Da die meisten Tumore hormonabhängig sind, folgt im Rahmen der onkologischen Therapie häufig eine mehrjährige antiöstrogene Therapie. Zu den Antiöstrogenen zählen sog. Selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERM) wie Tamoxifen und Aromatasehemmer wie Anastrozol. Die Frage liegt nahe, wie man das Brustkrebsrisiko v.a. bei Frauen mit einem hohen Risiko reduzieren könnte. Eine Möglichkeit stellt die sog. medikamentöse Brustkrebsprävention (Chemoprävention) dar. In den USA sind hierfür z.B. die SERMs Tamoxifen (vor und nach der Menopause) und Raloxifen (nach der Menopause) zugelassen. In England hat nun am 6.11.2023 die Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) Anastrazol zur Chemoprävention von Brustkrebs bei Frauen nach der Menopause, die ein moderat oder stark erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, zugelassen. Dosis: 1 mg/Tag während 5 Jahre. Für diese Dosis und Therapiedauer wurde in der sog. IBIS-2 Studie eine 50%-Reduktion des Brustkrebsrisikos im Vergleich zu Plazebo beobachtet. In Deutschland und in der Schweiz sind weder SERMs noch Anastrozol für diese Indikation zugelassen, obwohl die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) in ihrer Empfehlung 2023 «Brustkrebsrisiko, Genetik und Prävention» sowohl die SERMs und Anastrozol als medikamentöse Prävention für Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko empfehlen (www.ago-online.de). Diese sollen jedoch aufgrund der fehlenden Zulassung nur nach individueller und umfassender Beratung im sog. Off-Label-Use angeboten werden. Die Erfahrungen aus den USA zeigen jedoch, dass die Akzeptanz bei betroffenen Frauen recht niedrig ist. Dies mag einerseits an den potentiellen Nebenwirkungen der Medikamente (z. B. Wechseljahresbeschwerden, erhöhtes Risiko für Thrombosen, erhöhtes Risiko für Osteoporose unter Anastrazol) liegen und andererseits auch dem Umstand geschuldet sein, dass der innere Widerstand, Medikamente «nur» zur Prävention einzusetzen, wenn man doch gar nicht weiss, ob man tatsächlich betroffen wäre, grösser ist als bei einer klar therapeutischen Indikation.
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