Eine aktuelle Studie untersuchte die gesundheitlichen Auswirkungen einer Hormonersatztherapie (HRT) bei Frauen über 65 Jahren (1). Die Forscher analysierten die Verordnungsdaten von über 19 Millionen US-Frauen über 65 Jahren, die im staatlichen Krankenversicherungsprogramm Medicare versichert sind, für den Zeitraum 2007-2020. Dabei wurden verschiedene Hormontypen, Applikationsformen, Dosierungen und Kombinationen unterschieden. Die Studie ergab, dass eine Östrogen-Monotherapie nach 65 Jahren mit signifikanten Risikoreduktionen für die Gesamtsterblichkeit, Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Herzinsuffizienz, venöse Thromboembolien, Vorhofflimmern, Herzinfarkt und Demenz assoziiert war. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Auswirkungen der HRT bei Frauen nach 65 Jahren je nach Hormontyp, Anwendungsform und Dosis variieren: Es wurde festgestellt, dass die Risikoreduktionen bei niedrigen Östrogendosen und Verabreichung über die Haut grösser zu sein scheinen. Kombinationstherapien aus Östrogen und Gestagen erhöhten zwar bekannterweise das Risiko für Brustkrebs, boten jedoch auch Schutzeffekte gegen andere Gesundheitsprobleme. Die Studie betont die Bedeutung einer sorgfältigen Abwägung der Vor- und Nachteile einer HRT für Frauen über 65 Jahren.
Beurteilung: Die Studie besticht durch ihre hohe Fallzahl und zeigt, dass eine HRT nach 65 Jahren sicherer als vermutet zu sein scheint. Es wurden jedoch auch Defizite in der medizinischen Versorgung aufgezeigt, wie beispielsweise die Verschreibung einer HRT trotz absoluter Kontraindikation. Es bleibt leider unklar, ob die Frauen schon vor ihrem Eintritt in Medicare eine HRT hatten und diese nur fortgesetzt wurde oder ob sie im Alter von über 65 Jahren Neu-Starterinnen waren. Die Dauer der HRT-Anwendung ist ebenfalls unklar, und es fällt schwer, konkrete Empfehlungen insbesondere für die kombinierte HRT angesichts vieler offener Fragen abzuleiten.
(1) Baik SH, Baye F, McDonald CJ. Use of menopausal hormone therapy beyond age 65 years and its effects on women's health outcomes by types, routes, and doses. Menopause. 2024 May 1;31(5):363-371.
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Prof. Dr. med. Petra Stute,
Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin,
Frauenklinik Inselspital Bern, Schweiz
Astellas, Bayer (Schweiz) AG, CSL Vifor, Dolsan, Effik, Exeltis, Gedeon Richter, Labatec, Pierre Fabre Pharma, KannaSwiss, Theramex.
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