Die Regulation unserer Körpertemperatur erfolgt im Gehirn, genauer im Hypothalamus. Dort befinden sich sog. KNDy Neurone (K=Kisspeptin, N=Neurokinin B, D=Dynorphin). Diese Nervenzellen werden von diversen Molekülen über Neurokinin-Rezeptoren aktiviert. Einer der Gegenspieler („Bremse“) ist Östrogen aus dem Eierstock. Die Nervenzellen im Temperaturzentrum erhalten Informationen aus unserem restlichen Körper (Peripherie) über die Temperatur in der Umgebung und aus den entfernter liegenden Körperbereichen. Wenn diese Informationen unserem Gehirn zeigen, dass unser Körper droht, zu viel oder zu wenig Wärme zu haben, wird als Rückmeldung den Blutgefässen mitgeteilt, dass sie sich weitstellen (> Wärme abgeben) oder engstellen (>Wärme speichern) sollen.
Wenn aufgrund der Menopause (=Erlöschen der Eierstockfunktion) das Östrogen sinkt, fällt die „Bremse“ weg und die KNDy Neurone werden übermässig über besagte Moleküle (z.B. Neurokinin B) aktiviert und werden hyperaktiv. Das hat Konsequenzen für die Temperaturregulation. Denn jetzt reagiert unser Temperaturzentrum hypersensibel auf die Informationen aus der Peripherie und reagiert übermässig stark mit Gefässweit-/engstellen (> Schwitzen und Frieren im Wechsel).
Hitzewallungen beginnen typischerweise mit einem plötzlichen Hitzegefühl, das sich auf den oberen Brustbereich und das Gesicht konzentriert und schnell zu einem allgemeinen Gefühl wird. Das Hitzegefühl hält oft zwei bis vier Minuten an, geht oft mit starkem Schwitzen und gelegentlich Herzklopfen einher und wird manchmal von Schüttelfrost, Frösteln und einem Gefühl der Beklemmung begleitet. Die Anzahl der Hitzewallungen kann von durchschnittlich weniger als einer pro Tag bis zu einer pro Stunde während des Tages und der Nacht reichen.
Etwa 2/3 der Frauen sind in den Wechseljahren von Hitzewallungen und Schweissausbrüchen betroffen. Im Schnitt dauern sie 7.5 Jahre an. Während man früher meinte, dass Hitzewallungen zwar „nervig“, aber sonst harmlos sind, weiss man heute, dass früh auftretende und lang andauernde Hitzewallungen mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen verbunden sind.
Wenn nun Östrogene in den Wechseljahren gegeben werden, wird das Temperaturzentrum wieder „beruhigt“ und die Hitzewallungen lassen nach. Seit Mai 2023 ist in den USA ein neues Medikament (Fezolinetant) zugelassen, welches direkt im Gehirn die Neurokinin-Rezeptoren blockiert. Es wird erwartet, dass es Ende 2023/Anfang 2024 auch in Europa und der Schweiz zugelassen wird.
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Prof. Dr. med. Petra Stute
Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Frauenklinik Inselspital Bern Schweiz
Astellas, CSL Vifor, Dolsan, Effik, Exeltis, Gedeon Richter, Labatec, Pierre Fabre Pharma, Swiss Kannavations, Theramex.
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