Etwa 30-60% der Erwachsenen geben Schlafstörungen unterschiedlichen Schweregrads an, und etwa 10-15% berichten von chronischer Schlaflosigkeit mit Auswirkungen auf den Tag. In den Wechseljahren begünstigen Hitzewallungen das Auftreten von Schlafstörungen. Hitzewallungen sind aber keine Voraussetzung für Schlafstörungen. Es wird geschätzt, dass 32-40% der Frauen in der frühen Übergangsphase (ca. 40-45 Jahre) und 38-46% der Frauen in der späten Übergangsphase (ca. 45-50 Jahre) unter Schlafstörungen leiden. Angst- und Depressionssymptome, die während der Wechseljahre häufig auftreten, können ebenfalls zu Schlafstörungen beitragen. Ausserdem sind organische Schlafstörungen bei Frauen in den Wechseljahren häufig. Hierzu zählen z.B. ein Schlafapnoesyndrom (=Atemaussetzer beim Schlafen) und ein Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine v.a. am Abend/in der Nacht). Die Therapie einer Schlafstörung im Erwachsenenalter umfasst geschlechtsunabhängig zunächst die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I). Die häufig bei Schlafstörungen eingesetzten Medikamente werden in der Regel nur für eine 3-4-wöchige Kurzzeittherapie empfohlen. In der Praxis werden zudem viele weitere Therapieansätze verfolgt, die allerdings in den ärztlichen Leitlinien aufgrund unzureichender wissenschaftlicher Beweiskraft (meist) nicht empfohlen werden. Da aber das Nebenwirkungsprofil im Allgemeinen gut ist und kein Abhängigkeitsrisiko besteht, sind sie meiner Meinung nach durchaus einen Versuch wert. Hierzu zählen Achtsamkeitsübungen, Akupunktur, Bewegung, Phytotherapie (z.B. Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume), Melatonin und/oder Mikronährstoffe (z.B. GABA 2-4 g/Tag, 5-Hydroxy-Tryptophan 100-400 mg/Tag, Magnesium 400-800 mg/Tag). Da die Häufigkeit von Schlafstörungen in den Wechseljahren zunimmt, ist der Gedanke naheliegend, eine Hormonersatztherapie (HRT) zur Verbesserung des Schlafs einzusetzen. Die Nordamerikanische Menopause Gesellschaft (NAMS) hielt 2022 hierzu in ihrem Positionspapier Folgendes fest: Es gibt einige Hinweise darauf, dass Östrogene den Schlaf von Frauen in den Wechseljahren verbessern können, und zwar unabhängig von Hitzewallungen. Geschlucktes Progesteron wirkt schlafanstossend, ohne das Gedächtnis am nächsten Tag zu beeinträchtigen.
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Prof. Dr. med. Petra Stute
Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Frauenklinik Inselspital Bern Schweiz
Astellas, CSL Vifor, Dolsan, Effik, Exeltis, Gedeon Richter, Labatec, Pierre Fabre Pharma, Swiss Kannavations, Theramex.
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