Angststörungen zählen zu den am weitesten verbreiteten psychischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen Beeinträchtigung im Alltag einher. Etwa 14-29% Menschen sind in ihrem Leben davon betroffen. Am häufigsten tritt eine Angststörung zwischen 18 und 34 Jahren auf, gefolgt von der Altersgruppe von 35 bis 49 Jahren. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Angststörungen treten häufig zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depression und Substanzmissbrauch auf. Das Suizidrisiko ist bei einer Angststörung erhöht. In den Wechseljahren können zwei Gruppen von Frauen unterschieden werden: 1) Frauen mit einer bereits bestehenden (behandelten) Angststörung, die sich während der Menopause verschlimmern kann, und 2) Frauen, die während der Menopause zum ersten Mal Angstsymptome erleben. Bei der letztgenannten Gruppe erfüllen die Angstsymptome möglicherweise nicht die «offiziellen» Kriterien einer Angststörung, können aber dennoch irritierend und störend sein. Wichtig ist, dass Hitzewallungen in den Wechseljahren einige Merkmale mit einer Panikstörung gemeinsam haben (z.B. starkes Schwitzen, Herzklopfen). Außerdem sind Frauen in den Wechseljahren mit Hitzewallungen häufiger depressiv, was wiederum Merkmale einer generalisierten Angststörung aufweist (z.B. Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen). Daher ist es wichtig, die Symptome richtig zu verorten und die Frauen über die Rolle der Sexualhormone beim Auftreten der Symptome und bei der Behandlung aufzuklären. Neben Östradiol (E2) spielt hierbei Progesteron eine wichtige Rolle. Progesteron wird zu Allopregnanolon umgewandelt, das an den GABAA-Rezeptorkomplex im Gehirn bindet. Je nach Dosis und Konzentration wurden diese Progesteron-Metaboliten mit müde machenden, schmerzlindernden und angstlösenden Effekten, aber auch mit Wut und Reizbarkeit in Verbindung gebracht. Dieser bi-modale Zusammenhang muss bei der Verschreibung von geschlucktem Progesteron berücksichtigt werden. Wenn geschlucktes Progesteron die negative Stimmung verstärkt, könnte eine höhere Dosis besser geeignet sein – oder auch der Verzicht auf geschlucktes Progesteron und die Wahl eines anderen Gestagens angezeigt sein.
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Prof. Dr. med. Petra Stute
Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Frauenklinik Inselspital Bern Schweiz
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